Republikanischer Club - neues Österreich

Dienstag, 6. Februar 2024, im RC, Fischerstiege 1-7, 1010 Wien, Beginn: 19 Uhr

 

Vier Begräbnisse und drei Exhumierungen –

GESCHICHTE UND AUFARBEITUNG DES SPANISCHEN FASCHISMUS

Aus der Reihe Geh Denken!

Am 24. April 2023 wurden die sterblichen Überreste von José Antonio Primo de Rivera aus dem sogenannten „Tal der Gefallenen“ nordwestlich von Madrid exhumiert. Primo de Rivera war der Gründer und Führer der Falange Española, der wahrscheinlich langlebigsten faschistischen Partei im Europa des 20. Jahrhunderts und ein wesentlicher Bestandteil der Franco-Diktatur. Nach zwei vorigen Exhumierungen lag dessen Leichnam seit 1949 in der Basilika im sogenannten Tal der Gefallenen (nordwestlich von Madrid) begraben, die jahrelang von Tausenden von Zwangsarbeitern in den Felsen eines Berges gegraben worden war und heutzutage noch das größte franquistische Denkmal in Spanien ist. Diese dritte Exhumierung bildet im Kontext der Auseinandersetzungen über die diktatorische Vergangenheit und die demokratische Erinnerung in Spanien zwar eine wichtige Episode, aber sicher nicht die letzte.

Vortrag: Toni MORANT I ARIÑO (Associate Professor am Department für Neueste und Zeitgeschichte der Universität de València). 

www.gedenkdienst.at  

Mittwoch, 31. Jänner 2024, im RC, Fischerstiege 1-7, 1010 Wien, Beginn: 19 Uhr

 


GESELLSCHAFTLICHER WANDEL, ABER WIE?


Politik, Aktivismus und Wissenschaft im Klimanotstand

Vortrag und Diskussion mit Reinhard STEURER (Univ. Prof. für Klimapolitik, BOKU Wien)

Moderation: Christine HULATSCH

 

2023 ist das wärmste Jahr seit Beginn der Messungen und ist wahrscheinlich der Einstieg in eine von der Menschheit noch nie erfahrene Klimakatastrophe. Die Ursache für die Erderwärmung ist vor allem die zunehmende Konzentration der Treibhausgase CO2 und Methan in der Atmosphäre. Das bedeutet, es bedarf großer Anstrengungen, um den Ersatz von fossilen Energien zu bewerkstelligen. Weder weltweit noch in Österreich (Österreich befindet sich im Ranking bei den Schlusslichtern, in guter Gesellschaft mit z.B. China) werden ausreichend Anstrengungen unternommen. Ganz im Gegenteil, die CO2 Konzentration steigt weiter an. Die Politik betreibt vor allem Scheinklimaschutz… Das von der Regierung angekündigte Klimaschutzgesetz ist seit 1000 Tagen ausständig. Aber auch die internationale Politik ist in Richtung Scheinklimaschutz unterwegs, alle bis jetzt abgeschlossenen internationalen Abkommen haben sich als erfolglos herausgestellt. Erforderlich ist ein Umdenken in der Gesellschaft, die sich dann nicht mehr damit zufriedengibt, dass sie von der Politik mit Märchenerzählungen abgespeist wird. Univ. Prof. Steurer geht weiter, er ist überzeugt, dass das Zeitfenster bald zugeht, um die Klimakrise in den Griff zu bekommen und ist daher auch ein Befürworter von störendem Protest.

 

 

 

Freitag, 26.  Jänner 2024, im RC, Fischerstiege 1-7, 1010 Wien, Beginn: 19 Uhr

 

Rückkehr des Dschungels

Buchpräsentation und Lesung von und mit Richard SCHUBERTH

Im Reader Rückkehr des Dschungels – Essays und andere Texte 2017– 2023 versammelt der Dichter, Gesellschaftskritiker und Kulturwissenschaftler Richard Schuberth Essays, Artikel, Satiren, Rezensionen und Interviews aus sechs Jahren. Texte zur Ära Kurz, dem Ukraine-Krieg, zu Karl Kraus, Queen Elizabeth, Konstantin Wecker, Shane MacGowan und Donald Trumps Mama, über MeToo, Genesen des Nationalismus, Metamorphosen des Antisemitismus, Perspektiven des Widerstands, Sprachkritik und seine eigene Jugend in den Dschungeln der Donau.

Richard SCHUBERTH, Rückkehr des Dschungels – Essays und andere Texte 2017– 2023, Klagenfurt: Drava 2023

 

Donnerstag, 25.  Jänner 2024, im RC, Fischerstiege 1-7, 1010 Wien, Beginn: 19 Uhr

 

 

Voluntarias Internacionales de la Libertad

34 Österreicherinnen gegen Franco

Eine Veranstaltung im Rahmen von „Geh Denken!“ www.gedenkdienst.at

Ungefähr 1400 österreichische Freiwillige aus Österreich verteidigten in den Internationalen Brigaden  in den Jahren 1936-1939 die Spanische Republik gegen die putschenden Militärs unter Franco. Darunter sind auch 34 Österreicherinnen dokumentiert, die zum überwiegenden Teil im Internationalen Sanitätsdienst als Ärztinnen und Krankenschwestern den Kampf des republikanischen Spanien solidarisch unterstützten. Einige waren auch in anderen Bereichen als Journalistinnen, Dolmetscherinnen oder in Schulungsprogrammen für Frauen tätig. Nach dem Ende des Spanienkriegs 1939 konnten sie nicht in das von Deutschland besetzte Österreich zurückkehren und mussten emigrieren. In den Exilländern integrierten sie sich in die lokalen antifaschistischen Widerstandsbewegungen, einige kehrten auch zur illegalen Tätigkeit nach Österreich zurück.  Im Vortrag werden ihre Lebenswege in Kurzbiographien mit Dokumenten und Fotos nachgezeichnet.

Irene FILIP, Tochter von Leopold Baumann, der als österreichischer Freiwilliger in den Internationalen Brigaden kämpfte. Leiterin des Spanienarchivs im Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes.

Dienstag, 23. Jänner 2024, im RC, Fischerstiege 1-7, 1010 Wien, Beginn: 19 Uhr

 

JURA SOYFER „Streik der Diebe“

und Georg MITTENDREIN „Der Theaterintendant“

„Streik der Diebe“ ist ein geniales Filmexposè von Jura Soyfer, das alle handwerklichen Kriterien eines solchen erfüllt und für einen jungen Mann im Alter von 24 Jahren wirklich außergewöhnlich ist.
Da auf Grund übler Machenschaften des Bankenwesens die Kassen und Tresore leer sind, treten die Diebe in Streik, was den Zusammenbruch der gesamten Wirtschaft zur Folge hat. Zeitgleich verlieben sich der Gentleman-Einbrecher und die Bankierstochter ineinander … und alles geht gut aus.

Georg MITTENDREIN, Gründer des Jura Soyfer Theaters in Wien und Intendant mehrerer deutscher Stadttheater, liest aus dem Exposè und seiner Dramatisierung, sowie auch aus seinem satirischen Büchlein „Der Theaterintendant, ein kleiner Ratgeber wie man es wird und möglichst lange bleibt“.

Montag, 15.  Jänner 2024, im RC, Fischerstiege 1-7, 1010 Wien, Beginn: 19 Uhr

 

„FASCHISMUS“

Buchpräsentation und Diskussion

von und mit Werner ANZENBERGER

„Faschismus ist keine Meinung, Faschismus ist ein Verbrechen.“ Viele Slogans der Nachkriegszeit nach 1945 haben dem Wunsch nach sozialer Gerechtigkeit, Frieden, Demokratie und Freiheit Ausdruck verliehen. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges 1918 und dem folgenden demokratischen Frühling etablierten sich in ganz Europa – von Portugal bis ins Baltikum – rechtsextreme antidemokratische Strömungen und Herrschaftssysteme. Autoritäre und totalitäre Diktaturen der Zwischenkriegszeit lehnten sich an das „Role Model“ Italien unter Benito Mussolini an. Ideologie, politischer Anspruch und Strategie wiesen ähnliche Strukturen, aber auch eine beachtliche Vielfalt auf. Was sind die Kernelemente des Faschismus?

Auch dem Austrofaschismus und dem Widerstand dagegen widmet Anzenberger ein Kapitel. Und er weist darauf hin, dass der Februaraufstand 1934 in Österreich als der erste militärische Widerstand gegen den Faschismus in Europa gilt. Ein Kapitel widmet der Autor dem Thema Aufarbeitung. In Österreich ging die Aufarbeitung sowohl des Nationalsozialismus als auch des Austrofaschismus schleppend vor sich. Die Kandidatur Kurt Waldheims 1986 zum Bundespräsidenten löste heftige Debatten aus…  Im letzten Kapitel setzt sich der Autor mit den Begriffen: Neofaschismus, Postfaschismus und Rechtsextremismus auseinander. Er weist darauf hin, dass Rechtsextreme gerne Anleihen nehmen an historischen, faschistischen Modellen.

Werner ANZENBERGER ist Jurist und Historiker.

Montag, 4. Dezember 2023, im RC, Fischerstiege 1-7, 1010 Wien, Beginn: 19 Uhr

 
 
Renata SCHMIDTKUNZ
 
zu Gast bei „Der Aufmacher – die Medienrunde“
 
Die studierte Theologin ist seit 1990 Redakteurin, Filmemacherin und Moderatorin beim ORF. Von 2008 bis 2012 moderierte sie den „Club 2“, seit 2013 leitet sie die Ö1-Sendereihe „Im Gespräch“.

Mittwoch, 22. November 2023, im RC, Fischerstiege 1-7, 1010 Wien, Beginn: 19 Uhr

 

Opposition hinter Gittern

 

Podiumsdiskussion mit der Anwältin politischer Gefangener in der Türkei, Berfin Gökkan

dem Völkerrechtler Ralph Janik 

und dem Soziologen Kenan Güngör.

 

Die Türkei ist eines der Länder mit den meisten politischen Gefangenen weltweit. Eher eine Präsidialdiktatur, als eine Demokratie. Menschenrechte, Pressefreiheit und die Immunität der gewählten Repräsentant*innen oppositioneller Parteien werden täglich verletzt. Besonders trifft es die kurdische Bewegung. Die meisten der mit großer Mehrheit gewählten Bürgermeister*innen der linken, prokurdischen Partei HDP wurden willkürlich abgesetzt, viele eingesperrt und die Städte werden jetzt von autoritär eingesetzten Verwaltern regiert. Seit 2016 wurden mehr als 10.000 HDP-Mitglieder kürzer oder länger verhaftet. Verurteilungen durch den Europäischen Menschenrechtsrechtsgerichtshof (EMGR) wegen dieser, die rechtsstaatlichen Prinzipien verletzenden Praktiken ignoriert die Türkei.

 

Berfin Gökkan wird am Beispiel der Verurteilung der ehemalige Bürgermeisterin von Nusaybin Ayşe Gökkan zu 26 Jahren Haft über die juristischen Konstruktionen dieser Verfahren sprechen. Sie ist in Europa anlässlich der Verleihung des Anerkennungspreises der Paul Grüninger Stiftung an Ayşe Gökkan.

Die Experten Ralph Janik und Kenan Güngör erörtern, welche politischen Auswirkungen die Menschenrechtsverletzungen in der Türkei für die österreichische Außenpolitik haben sollten und welche Hebel es noch gibt, um die demokratische zivilgesellschaftliche Opposition in der Türkei zu unterstützen.

 

Montag, 20. November 2023, im RC, Fischerstiege 1-7, 1010 Wien, 19 Uhr

 

„KAJZER“

von Menachem KAISER

(Zsolnay Verlag)

Buchpräsentation mit Menachem KAISER

Moderation: Doron RABINOVICI

Die Geschichte seiner eigenen Familie hatte den in Toronto geborenen Menachem Kaiser nicht sonderlich interessiert, ehe er nach Polen aufbrach, ins ehemalige schlesische Industriegebiet. Dort besaßen seine Vorfahren einst ein Mietshaus, das von den Nazis enteignet wurde. Versuche einer Restitution waren bisher gescheitert. Und plötzlich befindet man sich inmitten einer abenteuerlichen Ermittlung, begleitet den Erzähler zu skurrilen Schatzsuchern, durchforscht mit ihm Keller und Tunnel, läutet an fremden Türen, beauftragt eine mysteriöse Anwältin …Vergangenheit und Gegenwart kommen einander in diesem außergewöhnlichen Erinnerungsbuch nahe.

Was bedeutet es, ein Erbe anzunehmen, und gibt es überhaupt so etwas wie historische Gerechtigkeit?

Fotos © Republikanischer Club Neues Österreich

Donnerstag, 16. November 2023, im RC, Fischerstiege 1-7, 1010 Wien, Beginn: 19 Uhr

WANDERN NACH INNEN

Zehra ÇIRAK liest eigene Gedichte und Kurzprosatexte

Vladimir VERTLIB liest Texte des 2022 verstorbenen Autors Jad TURJMAN

Vor einigen Jahren schon wollte Vladimir Vertlib eine gemeinsame Lesung seiner beiden Kolleg:innen, der in Istanbul geborenen, heute in Berlin lebenden deutschen Autorin Zehra Çırak und des von Syrien nach Österreich geflüchteten Autors und Stand-Up Comedians Jad Turjman im „Republikanischen Club – Neues Österreich“ organisieren. Die Corona-Pandemie vereitelte dieses Vorhaben vorerst … Im Juli 2022 verunglückte Jad Turjman im Alter von nur 32 Jahren bei einer Bergwanderung tödlich. Vladimir Vertlib beschloss, die geplante Veranstaltung trotzdem stattfinden zu lassen. Die Texte seines verstorbenen Freundes und Kollegen Jad Turjman wird er selbst einleiten und vorlesen, die Veranstaltung moderieren und nach dem Leseteil ein Gespräch mit der Kollegin Zehra Çırak führen.

WANDERN NACH INNEN – das Motto dieser Veranstaltung – ist ein Zitat aus Jad Turjmans letztem Buch Wenn der Jasmin Wurzeln schlägt. Wanderung nach innen sind auch die Gedichte und Kurzprosatexte von Zehra Çırak, die sich wie Jad Turjman hintergründig, provokant und humorvoll mit der steten Wechselwirkung von Außen- und Innenwelt, mit brüchigen Identitäten, Veränderungen, Ängsten, mit Erfahrungen von Verlust und der Sinnsuche beschäftigt hat.

Zehra Çırak wurde 1960 in Istanbul geboren. 1963 zog ihre Familie nach Deutschland um. Çırak wuchs in Karlsruhe auf und lebt seit 1982 in Berlin. Die Lyrikerin und Erzählerin war früher oft gemeinsam mit ihrem 2014 verstorbenen Ehemann, dem Objektkünstler Jürgen Walter, auf Performances zu sehen. Neben ihrer Arbeit als Autorin leitet sie regelmäßig Schreibwerkstätten für Kinder und Jugendliche. 1987 erschien ihr erster Gedichtband Flugfänger („edition artinform“, Karlsruhe), danach kamen die Gedichtbände Vögel auf dem Rücken eines Elefanten, Fremde Flügel auf eigener Schulter und Leibesübungen (alle im „Verlag Kiepenheuer & Witsch“, Köln) heraus; es folgten In Bewegung („Verlag Hans Schiler“, Berlin), 2011 der Erzählband Der Geruch von Glück sowie 2013 zusammen mit Jürgen Walter Die Kunst der Wissenschaft: Neun mal drei Stühle zu Ehren der Wissenschaften (beides ebenfalls bei Hans Schiler in Berlin). Zehra Çırak erhielt zahlreiche Stipendien und Preise, darunter den Förderpreis des Friedrich-Hölderlin-Preises 1994 und den Adelbert-von-Chamisso-Preis 2001.

Jad Turjman, 1989 in Damaskus geboren, im Juli 2022 bei einer Bergwanderung tödlich verunglückt, flüchtete vor dem Bürgerkrieg in seinem Heimatland Syrien über die sogenannte „Balkan-Route“ nach Österreich und lebte seit 2015 in Salzburg. Er war Schriftsteller, Standup-Comedian und Workshop-Leiter. Sein erstes Buch Wenn der Jasmin auswandert – die Geschichte meiner Flucht, 2019 im „Residenz Verlag“, Wien, erschienen, wurde zum Bestseller. 2021 veröffentlichte er den Roman Der Geruch der Seele. Sein drittes und letztes Buch Wenn der Jasmin Wurzeln schlägt – wie ich gelernt hatte, die Heimat in mir zu finden erschien erst nach dem Tod des Autors im September 2022.

Vladimir Vertlib wurde 1966 in Leningrad, UdSSR geboren. 1971 wanderten seine Eltern mit ihm nach Israel aus, kehrten ein Jahr später nach Europa zurück, eine längere Odyssee führte sie nach Österreich, nach Italien, in die Niederlanden und in die USA. Seit 1981 lebt Vladimir Vertlib in Österreich und ist heute in Wien und Salzburg zu Hause. Seit 1993 ist er freiberuflicher Schriftsteller. Zu seinen Büchern zählen unter anderem die Romane Zwischenstationen, Das besondere Gedächtnis der Rosa Masur, Schimons Schweigen und Lucia Binar und die russische Seele (alle im „Deuticke im Zsolnay Verlag“, Wien, publiziert). Zuletzt erschien 2022 im „Residenz Verlag“, Wien, sein Roman Zebra im Krieg.
2001 erhielt Vertlib den Anton-Wildgans-Preis sowie den Adelbert-von-Chamisso-Förderpreis.

Eine Veranstaltung des Republikanischen Clubs – Neues Österreich und der Theodor Kramer Gesellschaft zum 40jährigen Jubiläum der Zeitschrift Zwischenwelt – Zeitschrift für Kultur des Exils und des Widerstands. Mit Unterstützung des Vereins zur Förderung und Erforschung der antifaschistischen Literatur, Wien.

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