SAMSTAG, 15. November 2025, im RC, Fischerstiege 1–7, 1010 Wien, Beginn 19 Uhr
MIT DEN AUGEN VON INANA – LITERATUR ÜBER DIE SITUATION DER FRAUEN IM IRAK
Gespräch und Lesung
Mit: Zainab AL-RUBAYE, Ban Dhayah HABIB und Birgit SVENSSON
Begrüßung: Marion WISINGER Moderation: Michael REINPRECHT,
Übersetzung: Rima al-JABOURI, Lesung: Ulli MOSCHEN
Eine Veranstaltung des Österreichischen PEN-Clubs und der Buch Wien
Claudia ERDHEIMS erster Roman „Bist du wahnsinnig geworden?“ erschien vor 34 Jahren und wurde nun vom Czernin Verlag neu aufgelegt. Erzählt wird eine Kindheit im Wien der 50er Jahre. Die Mutter Psychoanalytikerin, Kommunistin mit jüdischen Wurzeln, zieht ihre beiden Töchter allein ohne Vater auf. Sie ist eigensinnig, dominant, aber auch unkonventionell. Mit Witz und Komik wird eine eigentlich traurige Kindheit erzählt. Aber es ist auch ein Porträt einer Stadt, einer Zeit und einer ganzen Generation.
Claudia ERDHEIM, geboren 1945, studierte Logik und Philosophie, war Lektorin für Logik an der Universität Wien. Seit ihrem ersten Roman 1984 freie Schriftstellerin. U.a. erschienen „Früher war alles besser. Geschichten aus Rußland“ (2000), „Längst nicht mehr koscher“ (2006), „In der Judenstadt“ (2015) u.v.m.
Buchpräsentation mit Lesung und Liedern von und mit
Luis STABAUER und
Kurt WINTERSTEIN
Luis STABAUER hat ein literarisches Zeitgeschichte-Dokument geschrieben:
Der NS Arzt Heinrich Gross und die „Euthanasie“ am Spiegelgrund sind insofern historischer Hintergrund, als hinter einer der beiden Hauptpersonen Friedrich Zawrel liegt. Hinter der zweiten Person liegt eine noch lebende Zeitzeugin, deren Vater von den Nazis 1943 geköpft wurde. Beide behalten sich als Ernst und Franzi ihr Engagement bis ins hohe Alter, sie nehmen auch die Gefahren der neuen Rechten ernst und treten dagegen auf. Der Großteil des Romans handelt im alten und neuen Ottakring.
Luis STABAUER und Kurt WINTERSTEIN haben dazu ein Programm entwickelt, in dem die Inhalte des Buches mit Liedern unterstrichen werden.
Stephan OZSVÁTH, Journalist, ehem. Südosteuropa-Korrespondent der ARD und Autor des Buches „Puszta-Populismus. Viktor Orbán – ein europäischer Störfall?“
Annemarie SCHLACK, Geschäftsführerin von Amnesty International Österreich
Moderation:
Gerhard MARCHL, Karl-Renner-Institut, Abteilung Europäische Politik
Am 8. April wählt die ungarische Bevölkerung ein neues Parlament. Nicht zuletzt dank des mehrheitsfördernden Wahlrechts könnte die Fidesz-Partei von Ministerpräsident Viktor Orbán erneut eine Zweidrittelmehrheit der Abgeordnetensitze erreichen. Orbán ist bereits seit 2010 durchgehend an der Macht und hat dem Land seinen Stempel aufgedrückt. Die ungarische Spielart des Populismus ist geprägt von Sündenbock-Politik, Korruption und Vetternwirtschaft, der Diskriminierung von Minderheiten und MigrantInnen, der Gleichschaltung der Medien sowie Einschränkung der Menschenrechte. Wie weit ist Ungarn bereits auf dem Weg zu einer illiberalen Demokratie fortgeschritten?
Maria LAZAR kam aus einer jüdisch-großbürgerlichen Wiener Familie. Erst 1930, unter ihrem Pseudonym Esther Grenen, stellt sich der literarische Erfolg ein, der allerdings durch Hitlers Machtergreifung ein jähes Ende findet. Sie verlässt 1933 mit ihrer Tochter Österreich und geht zuerst, gemeinsam mit der Familie Bert Brechts, nach Dänemark und flüchtet 1939 nach Schweden. Sie scheidet 1948, nach einer unheilbaren Krankheit, freiwillig aus dem Leben.
Völlig zu Unrecht ist diese facettenreiche Schriftstellerin heute kaum noch Fachleuten ein Begriff. „Frauen lesen Frauen“ nehmen sich nun dieser einzigartigen österreichischen Schriftstellerin an und lesen aus dem Widerstandsroman: „Die Eingeborenen von Maria Blut.“
Alexander EMANUELY (RC) wird dazu einführende Worte sprechen.
Louise MICHEL (1830–1905), die Ikone der Pariser Kommune 1871.Ihr Mut im Kampf, ihre Unerschrockenheit vor Gericht sind legendär. Verurteilt zur Deportation nach Neukaledonien, suchte Louise Michel Kontakt mit der indigenen Bevölkerung. Sie erlernte die Sprache der Kanak und vermittelte in zwei Schriften deren Mythen und Kultur. Bis zu ihrem Tod blieb die Insel für sie Sehnsuchtsort. Obwohl Louise Michel keine Gelegenheit ausgelassen hat, im Kampf zu sterben, erreichte sie ein hohes Alter.
Eva GEBER hat einen biographischen Roman geschrieben. Dafür hat sie dem fiktiven Monolog Louise Michels über ihr bewegtes Leben zugehört und ihn entlang der historischen Tatsachen aufgezeichnet. Für das Kapitel der Deportation hat die Autorin die Legenden der Indigenen, wie sie von Michel aufgeschrieben wurden, erstmals ins Deutsche übertragen.
Rumänisches Roulette ist eine spannende Reise in die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft eines Europas, in welchem Geschichte und Geschichten sich ineinander verweben und wo die Lieder und Erzählungen, die Empfindungen und Erinnerungen keine Grenzen kennen.
„Vieles in diesem Siebenbürgen, im Europa meiner Kindheit, war grau. Es mangelte an fast allem, auch in meiner Familie. Nur nicht an Gastfreundschaft, Hilfsbereitschaft und Fröhlichkeit – trotz allem. Dadurch wurde es für mich bunt. Und so ist es auch heute noch.“ (Mercedes Echerer)
Mercedes ECHERER, Schauspielerin, Interpretin, Moderatorin und früheres Mitglied des Europäischen Parlaments, folgt auf ihrer neuen CD „Rumänisches Roulette“ den Spuren der eigenen Kindheit und lässt in einem Reigen aus Liedern, Szenen und Geschichten die unterschiedlichen Kulturen und Identitäten ihrer europäischen Heimat aufleben
Setzt die politische Verantwortung erst bei der strafrechtlichen Verurteilung ein?
Darüber und über die rechtlichen Möglichkeiten, gegen Wiederbetätigung, Verhetzung, Antisemitismus, Rassismus und Diskriminierung vorzugehen, sowie über die konkreten Erfahrungen damit, soll an diesem Abend aus aktuellen Anlässen und auf Grund zahlreicher „Einzelfälle“ diskutiert werden….
Am Podium:
Georg ZANGER:
Prof. Dr. Georg Zanger ist der Sohn von zwei jüdischen Widerstandskämpfern, Ernestine und Jakob Zanger, die vor allem in Belgien gegen die Besetzung durch deutsche Truppen aktiv waren. Seine Familie hat durch den Holocaust 23 ihrer Mitglieder in den Konzentrationslagern verloren.
Zanger ist seit 1975 selbständiger Rechtsanwalt in Wien. Seine berufliche Karriere begann in der Kanzlei seines Vaters Dr. Jakob Zanger. Heute führt er die Kanzlei unter der Marke „zanger-bewegt“, die dafür bekannt ist, kreative Lösungen zu finden. Prof. Zanger gilt als Experte insbesondere im Urheber-, Medien-, Telekommunikations- und Wettbewerbsrecht.
Darüber hinaus zählt Zanger zu den hartnäckigsten Gegnern neonazistischer, antisemitischer und rassistischer Betätigung. Unter anderem wurde für dieses Engagement vom Bundespräsident Dr. Fischer der Professorentitel verliehen.
Schon Friedrich Peter musste seine Privatanklage gegen einen Journalisten der Volksstimme zurückziehen, als Zanger ankündigte aus sowjetischen Archiven den Nachweis zu erbringen, dass auch er, so wie selbst alle Meldereiter und Köche, die der SS angehörten, bei Erschießungen unschuldiger Menschen beteiligt waren.
Die Kronenzeitung verzichtete auf Fortsetzung eines Verfahrens gegen die von Zanger vertretene Volksstimme, die berichtet hatte, dass die damalige Judenserie antisemitische Inhalte verbreitete.
Der von Zanger erbrachte Wahrheitsbeweis der neonazistischen Schreibweise der ÖTB-Zeitung (Urteil des LG f Strafsachen Wien vom 23. 4. 1981) war der faktische Beginn der strafrechtlichen Verfolgung neonazistischer Publikationen in Österreich.
Die von Zanger verfasste VfGH-beschwerde gegen die Zulassung der ANR zu Hochschulwahlen in Österreich und das dieser folgenden VfGH Urteil (G175/84 vom 29.11.1985) hat den Grundstein für den Ausschluss neonazistischer Vereine bei Wahlen in Österreich gelegt.
In verschiedenen Medienverfahren hat Zanger in der Folge eine Vielzahl von aufrechten Journalisten erfolgreich vertreten.
In seiner sog. „Spinnennetz“-Strafanzeige hat Zanger den Nachweis für die Verflechtung der FPÖ mit neonazistischen in-und ausländischen Organisationen erbracht und insbesondere die Burschenschaften und ihr Gedankengut dokumentiert. Zuletzt hat er Strache wegen der auf seiner Facebookseite verbreiteten Hass-postings angezeigt.
Zanger kämpft weiter gegen die Verbreitung von Rassismus und Verhetzung welcher Art auch immer und vertritt vor allem auch viele Flüchtlinge.
Ruth WODAK:
Em. Univ. Prof., Sprachsoziologin und Diskursforscherin an den Universitäten Wien und Lancaster (UK); Wittgensteinpreisträgerin 1996.
Derzeit Willi Brandt Gastprofessur 2017, University Malmö
Rezente Buchpublikationen: Handbook of Language and Politics (mit B. Forchtner), Routledge 2017; Politik mit der Angst, Konturen 2016; Kinder der Rückkehr. Zur Geschichte einer marginalisierten Jugend (mit E. Berger), Springer 2018 (in Druck).
Fritz ORTER sprechen über das Leben Tamar Radzyners.
Aus den Gedichten Tamar Radzyners liest Andrea PAULI.
Moderation: Konstantin KAISER
Tamar RADZYNER (1927 – 1991) war im Ghetto Lodz Mitglied einer antifaschistischen Jugendorganisation. Nach der Liquidierung des Ghettos war sie in den Konzentrationslagern Auschwitz-Birkenau und Stutthof. Im Nachkriegspolen arbeitete sie als Textilarbeiterin, Funktionärin einer Jugendorganisation und als Journalistin. Seit dem Jahr 1959 lebte sie in Wien und schrieb Lyrik in deutscher Sprache. Georg Kreisler und andere haben ihre Chansons vertont, Topsy Küppers sie vorgetragen. Ihre Texte sind eine Schule des Nein-Sagens.
Tamar Radzyners Gedichte und Chansons sind 2017 im Verlag der Theodor Kramer Gesellschaft erschie-nen. (Hg. von Joana Radzyner und Konstantin Kaiser, 182 Seiten, Euro 21,-).
Das Thema hat erst spät den Beginn einer zögerlichen Aufarbeitung erfahren.
Ab 1933 bilden sich in Frankreich faschistische Kräfte heraus, die schon im Februar 1934 einen Umsturzversuch wagen konnten. Das Land gerät rasch in einen zermürbenden Kampf zwischen der Linken und der Rechten, die sich an Hitler orientiert. Diesen nimmt das offizielle Frankreich kaum ernst.
Das modern und bestens ausgerüstete Heer leistet 1940 nur wenig Widerstand. Eine Résistance bildet sich nur langsam heraus und wird im Untergrund (maquis) von bedrohten Einzelkämpfern organisiert: Juden, Kommunisten, Ausländern, Geistlichen, jungen Leuten beider Geschlechter, Bauern, Arbeitern, Freimaurern, Dichtern…An der Résistance beteiligt sind etwa 3 % der Gesamtbevölkerung. Die Zahl der aktiven Kollaborateure, die von der Miliz Pétains unterstützt wird, ist hoch. Auch die Zahl der in der SS organisierten freiwilligen jungen Franzosen. Die Deutschen waren auf Widerstand gefasst gewesen, der kaum stattgefunden hat. Die Presse betrieb eine Gleichschaltung freiwillig. Die Bekämpfung der Résistance und die Judenverfolgung wurden zum Teil in französischer Eigenregie betrieben. Hoch war der Anteil der Intellektuellen, die die Kollaboration mitgetragen haben. Eine épuration/Reinigung konnte 1945 kaum ernsthaft in Angriff genommen werden. Davon lebt heute noch der Front National!
Charles OFAIRE, war Professor in der Schweiz, Frankreich, den USA und Deutschland. Gebürtig aus dem französisch- schweizerischen Jura. Unterrichtet hat er französische und provenzalische Literatur und Sprache. Sein Spezialgebiet war Frankreich, 18.-21.Jahrhundert. Daneben war und ist er tätig als Romanautor, Bühnenschriftsteller, Literaturkritiker, Herausgeber, Opernregisseur (Berlioz, Offenbach…), Übersetzer (Kafka, Freud, Barbey, Nodier etc.)
LICRA – Ligue Internationale Contre le Racisme et l'Antisémitisme – Österreich Internationale Liga gegen Rassismus und Antisemitismus 1010 Wien, Rockhgasse 1 www.repclub.at/licra licra.oesterreich2(AT)gmail.com Die LICRA in Österreich Die Mutterorganisation wurde 1928 in Paris gegründet, damals noch mit dem Namen LICA (Ligue Internationale Contre l’Antisémitisme), und zwar zu einer Zeit, in der Antisemitismus in Europa […]