Mittwoch, 16. April 2025, im RC, Fischerstiege 1-7, R 1, 1010 Wien, Beginn: 18 Uhr
FLUCHT UND RECHTSEXTREMISMUS
Fluchtbewegungen sind ein fester Bestandteil der Geschichte – doch in den letzten Jahren erleben wir, wie rechtsextreme Strömungen immer stärker gegen geflüchtete Menschen mobilisieren. Rhetorik der Abschottung, Angriffe auf Schutzsuchende und eine zunehmende Verrohung der Debatte prägen viele öffentliche Diskurse. Gleichzeitig stellt sich die Frage, wie wir als Gesellschaft mit unserer Vergangenheit umgehen: Welche Rolle spielt die Erinnerung an Flucht und Vertreibung in Zeiten, in denen immer weniger Zeitzeug:innen leben?
Diskussionsveranstaltung mit:
Eva RIBARITS, Claudia KURETSIDIS-HAIDER, Felix BUTSCHEK
Donnerstag, 24. April 2025, im RC, Fischerstiege 1-7, R 1, 1010 Wien, Beginn: 19 Uhr
Präsentation des Heftes „Welt im Wandel“
der Literaturzeitschrift PODIUM https://www.podiumliteratur.at/
Podium Heftpräsentation mit: Susanne Sophie Schmalwieser, Sylvia Unterrader und Gerhard Ruiss, Moderation: Patricia Brooks.
Entkommen! … hat viele Formen: die Rettung aus geistiger Enge, in letzter Minute oder in einem Stufenprozess der Befreiung – der Schmerz des Augenblicks und die Empathie mit den Zurückbleibenden-nicht-sich-Rettenden sind literarischer Rohstoff für Essay und Erzählung… Drei Autorinnen-Autoren diskutieren, wie ihre Texte entstanden sind.
Es lesen und diskutieren:
Zdenka BECKER
Ditha BRICKWELL
Vladimir VERTLIB
Musik, beide violine:
Alma Gunzek
Alma Poric
Nähere Infos zur Veranstaltung im Ankündigungsfolder:
„Es ist eine Lyrik, die man weinend vor Aufregung liest: so rein, so schön, so hell und so bedroht“. Als Hilde Domin diese Worte schrieb, war Selma Meerbaum-Eisinger, die junge Dichterin aus Czernowitz, bereits 38 Jahre tot. Sie starb, entkräftet von körperlichen und physischen Qualen, 1942 im Alter von nur 18 Jahren in Michailowska, einem Arbeitslager der Nazis, an Typhus. Das schmale Werk von Selma Meerbaum-Eisinger, das aus 57 Gedichten besteht, gehört neben der Lyrik Rose Ausländers und Paul Celans zum großen literarischen Erbe der ausgelöschten deutsch-jüdischen Kultur der Bukowina. Beinahe wären die 1976 von Hersch Segal, einem Lehrer Selmas, im Privatdruck veröffentlichten Gedichte in Vergessenheit geraten. Doch über zahlreiche Umwege erhielt sie schließlich eine in den USA lebende Cousine Paul Celans, die sie an Hilde Domin übergab. Die eigentliche Entdeckung erfolgte durch die „Stern“-Reportage des Journalisten und Exil-Forschers Jürgen Serke, der von Hilde Domin auf die Gedichte aufmerksam gemacht worden war. Serke veröffentlichte die Gedichte noch im Herbst 1980 bei „Hoffmann und Campe“.
„VERSTECKTE JAHRE. DER MANN, DER MEINEN GROSSVATER RETTETE“
Anna GOLDENBERG (Zsolnay Verlag)
Im Gespräch mit Doron RABINOVICI (Schriftsteller, Historiker) stellt Anna GOLDENBERG ihr Buch vor.
Wien-Leopoldstadt, September 1942: Hansis Eltern und sein jüngerer Bruder müssen ins Sammellager, um nach Theresienstadt „umgesiedelt“ zu werden. Gleichzeitig verlässt der 17-jährige Hans das Haus. Im Flur nimmt er den gelben Stern ab, steigt in die Straßenbahn und fährt zum Kinderarzt Josef Feldner. Seine Familie wird Hans nie mehr wiedersehen. Bis zum Ende des Krieges versteckt und versorgt „Pepi“ den jungen Mann in seiner Wohnung. Auch später bleibt Hans mit seinem Retter verbunden, sie frühstücken täglich miteinander, fahren gemeinsam auf Urlaub.
Anna GOLDENBERG, die Enkelin von Hans und Helga FELDNER-BUSTIN, rekonstruiert diese singuläre Familiengeschichte als große Reportage und als Porträt eines Helden, der nie einer sein wollte.
Weitere Infos zum Buch: https://www.hanser-literaturverlage.de/buch/versteckte-jahre/978-3-552-05906-1/
Informationen zur Autorin: https://www.hanser-literaturverlage.de/autor/anna-goldenberg/
Leben und Werk der österreichischen Schriftstellerin Marie Tidl 1916-1995 (von Georg TIDL)
Georg TIDL berichtet über das Leben, die schriftstellerische Arbeit und die politische Tätigkeit seiner kommunistischen Mutter, der es gelang, in NS-Untersuchungshaft ihre Dissertation fertigzustellen, und die nie aufgehört hat, gegen die Überwältigung durch das Unmenschliche anzukämpfen und fortzusetzen, was unvergessene Opfer des Widerstands gegen den Nationalsozialismus begonnen hatten.
Aus dem Werk Marie Tidls liest die Rezitatorin, Zeithistorikerin und Schauspielerin Johanna MERTINZ (u.a. Leiterin des Performing Arts Center Vienna.)
Moderation: Verena MERMER, Schriftstellerin und Literaturwissenschaftlerin.
Veranstaltet in Zusammenarbeit mit dem Verein zur Förderung und Erforschung der antifaschistischen Literatur, Wien.
Das Buch ist eben erschienen im Verlag derTheodor Kramer Gesellschaft. (Buchreihe Antifaschistische Literatur und Exilliteratur – Studien und Texte. Band 28).
Maria PRIELER-WOLDAN: „Das Selbstverständliche tun. Die Salzburger Bäuerin Maria Etzer und ihr verbotener Einsatz für Fremde im Nationalsozialismus.“ (Studien Verlag)
Mit einem Nachwort von Brigitte MENNE.
Maria ETZER (1890–1960) geriet 1943 nach Denunziation aus dem engsten Umfeld in die Fänge der NS-Diktatur. Wegen „verbotenen Umgangs“ mit französischen Kriegsgefangenen wurde sie zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt und konnte nach ihrer Entlassung 1945 jahrelang nicht in ihr Heimatdorf Goldegg zurück. Die „Schande“ blieb an ihr haften, wie auch an anderen Frauen, die ähnlichen „Vorwürfen“ ausgesetzt waren. Um eine Entschädigung aus der Opferfürsorge hat sich die katholische Bergbäuerin und Hitlergegnerin erfolglos bemüht: Sie habe sich „nicht für ein freies und demokratisches Österreich eingesetzt …“ Am Beispiel von Maria ETZER wird das Schicksal einer bislang vergessenen und tabuisierten Opfergruppe aufgezeigt und ein Konzept von weiblichem Widerstand als Lebenssorge für Fremde entworfen.
Musikalische Begleitung: Rüdiger REISENBERGER, anschließend kleiner Umtrunk.
Maria PRIELER-WOLDAN, Soziologin und historische Sozialforscherin, Linz.
Brigitte MENNE, Enkelin von Maria ETZER und Verfasserin des Nachwortes, Wien.
Am 26. 9. 2018 hätte Ilse Maria ASCHNER ihren 100. Geburtstag gefeiert. Aus diesem Anlass findet ein Erinnerungsabend im RC statt.
Bisher haben folgende Teilnehmer_innen zugesagt, einen kurzen Textbeitrag zu lesen: Susanna SCHWARZ-ASCHNER, Vera SCHWARZ, Ruth ASPÖCK, Hahnrei Wolf KÄFER, Andrea PAULI, Thomas RÖMER, u.a.
Ilse Maria ASCHNER (IMA) wurde als Ilse Maria RÖMER in Wien geboren, Volksschule, Gymnasium, Bund sozialistischer Mittelschüler, 1937 Matura. Universität Wien: Germanistik und Kinderpsychologie, April 1938 als Jüdin weiterer Zugang zur Universität verwehrt. 13. März 1939: Flucht nach England, Pfarrhaus in Yorkshire, sie erlernt innerhalb weniger Monate Englisch. 1942 Übersiedelung nach Manchester, sie begegnet ihrem späteren Mann Peter und wird Mitglied der KPÖ. 1946 Rückkehr nach Österreich, 1947 Geburt ihrer Tochter Susanna. Ab 1950 in Linz Sekretärin des Bundes Demokratischer Frauen Oberösterreich (KPÖ), 1956 Geburt ihres Sohnes Georg. Ab 1958 in Prag, Redakteurin beim tschechoslowakischen Rundfunk – Sendungen für Österreich, 1962 Rückkehr nach Wien. Als Journalistin bei „Stimme der Frau“, September 1969 Austritt aus der KPÖ. Redaktionsarbeit und Sekretärin im NEUEN FORUM, macht sich für den Zivildienst stark. 1978 bis 1988 Sekretärin der Grazer Autorinnen Autorenversammlung (GAV), 1980 Geburt von Vera Schwarz, 1982 Geburt von Petra Schwarz, Enkelinnen von IMA. 1986 Waldheim-Affäre: Eintritt in den Republikanischen Club – Neues Österreich, dort langjähriges Vorstandsmitglied. Ab 1992 im Ersten Wiener Lesetheater und Zweiten Stegreiftheater, dort auch im Vorstand. Liebt junge Menschen, Literatur und Katzen über alles. Stirbt am 10. Oktober 2012 in Wien.
„BEFREIUNGSKIND – Die lange Suche nach dem russischen Vater“
Von und mit Eleonore DUPUIS (Edition Liaunigg)
Eleonore DUPUIS erzählt spannend und informativ die fast zwanzig Jahre dauernde Suche nach ihrem Vater. Auf zahllosen Reisen nach Russland sucht sie seine Spuren. Dass ein Erfolg nicht unmöglich ist, zeigen die Geschichten anderer Befreiungskinder, wie DUPUIS sie nennt. Sie selbst kommt durch die Suche den Menschen in Russland, ihrer Sprache, ihrer Kultur und damit auch der Welt ihres Vaters näher.
Eleonore DUPUIS wird unterstützt von drei weiteren Besatzungs-
/Befreiungskindern:
Hanni FASSLER,
Waltraud GARTNER,
Tatjana HERBST, die gerne Fragen zu ihren persönlichen Schicksalen beantworten.
Peter WEINBERGER (Österreichisches Literaturforum)
Einleitung und Moderation: Ruth WODAK
Es lesen: Rubina MÖHRING
und Peter WEINBERGER.
Der freiberufliche Journalist Alois Wolletz versucht, motiviert durch die politischen Entwicklungen in der jüngsten Zeit, seine seinerzeitige Tätigkeit als Kolumnenschreiber während der ersten blau-schwarzen Periode in Österreich, wieder aufzunehmen. Er findet, dass sehr oft selbst betont sarkastische Glossen von der Wirklichkeit eingeholt werden und eigentlich nur mehr absurde Geschichten dieser entsprechen. Ein Kaleidoskop der Hinterfotzigkeit bietet ihm die scheinbar immer mehr nach rechts tendierende Gesellschaft: Politisch geförderte Dumpfheit, Fremdenfeindlichkeit und Sozialneid bestimmen die Bilder seines Kaleidoskops. Die eigentliche fast Kriminalroman ähnliche Handlung des Buches vermischt sich mit seinen Glossen, seinen Ängsten und den „discorsi“.
Ruth WODAK: Em. Univ. Prof., Sprachsoziologin und Diskursforscherin; Wittgenstein-Preisträgerin 1996; Forschungsschwerpunkte: Identitätspolitik; Vorurteilsforschung; Rechtspopulismus. Weitere Infos unter: http://www.lancaster.ac.uk/linguistics/about-us/people/ruth-wodak
Peter WEINBERGER: Em. Univ. Prof., Physiker und Autor, lebt und arbeitet in Wien und New York. Weitere Infos unter: https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Peter_Weinberger
Rubina MÖHRING: freie Autorin und Journalistin, Vizepräsidentin der internationalen Menschenrechtsorganisation Reporters sans Frontières International.
LICRA – Ligue Internationale Contre le Racisme et l'Antisémitisme – Österreich Internationale Liga gegen Rassismus und Antisemitismus 1010 Wien, Rockhgasse 1 www.repclub.at/licra licra.oesterreich2(AT)gmail.com Die LICRA in Österreich Die Mutterorganisation wurde 1928 in Paris gegründet, damals noch mit dem Namen LICA (Ligue Internationale Contre l’Antisémitisme), und zwar zu einer Zeit, in der Antisemitismus in Europa […]