Republikanischer Club - neues Österreich

Eine Kleine Enzyklopädie zu Franz Hebenstreit

von Alexander Emanuely

What is the charm that bids mankind disdain
The Tyrant’s mandate, and th‘ Oppressor’s chain;
What bids exulting Liberty impart
Extatic raptures to the Human Heart;
Calls forth each hidden spark of glorious fire,
Bids untaught minds to valiant feats aspire;
What gives to Freedom its supreme delight ?
‚Tis Emulation, Instinct, Nature, Right. [1]
Mary Darby Robinson (1757-1800)

A chaque effondrement des preuves le poète répond par une salve d’avenir. [2]
René Char (1907-1988)


Einleitung/Anleitung  [weiter zum Inhaltsverzeichnis]

„[…] möchte ich nochmals betonen, dass eine der Wurzeln der modernen freiheitlichen demokratischen Gesellschaftsordnung im revolutionären Jakobinismus liegt, der sich von den Idealen der sozialen Gerechtigkeit und der Brüderlichkeit aller Menschen leiten ließ.“
Walter Grab [3].

Wie kann die Wichtigkeit einer politischen Bewegung beschrieben werden, die vor über zweihundert Jahren aktiv war und der heutzutage nur mehr in einem beschränkten Rahmen Aufmerksamkeit geschenkt wird? Wie kann den Wiener Jakobiner*innen, den ersten deklarierten Demokrat*innen Österreichs, jenes historische Gewicht zurück geben werden, welches sie nicht nur verdienen, sondern welches auch helfen kann, heutige politische, intellektuelle und gesellschaftliche Phänomene in Österreich zu beschreiben, zu verstehen und vielleicht sogar zu gestalten? Zumindest gehe ich davon aus, dass dem so sein kann. Der wichtigste Schritt dafür wurde in den letzten Jahrzehnten unternommen, als Walter Grab, Edith Rosenstrauch-Königsberg, Ernst Wangermann und viele andere Forscher*innen grundlegende Literatur zum intellektuellen und politischen Leben der Aufklärer*innen in Österreich recherchiert und geschrieben haben. Und es klingt gerade bei diesen Autor*innen stark durch, dass ihre Auseinandersetzung mit den Ur-Republikaner*innen Österreichs, ihnen als Verfolgte des Nazi-Regimes geholfen hat, ein anderes, der humanistischen Tradition Europas verpflichtetes Österreich für sich und ihre Leser*innen zu entdecken und bekannt zu machen.

„Eine kleine Enzyklopdädie zu Franz Hebenstreit“ soll durch das Zusammenfassen des schon zusammen getragenen Wissens, der wichtigsten Eckdaten, der Vor- und Nachgeschichte und der neuesten Erkenntnisse zu den Wiener Jakobiner*innen, einen Überblick zum Thema verschaffen, der als Basis für weitere Forschung dienen und einen erleichterten Zugang zum Thema ermöglichen kann. Sie soll einerseits die wichtigsten Akteur*innen der österreichischen Aufklärung auflisten, andererseits deren europäische, wenn nicht globale Bedeutung im Zusammenhang mit den revolutionären Bewegungen des 18. Jahrhunderts aufzeigen. Als Mittel dient das Prinzip der Enzyklopädie. Wieso Enzyklopädie und wieso nur eine kleine? Ganz im Sinn und im Stil der Enzyklopädie von Diderot und d’Alembert, geht es um die Verkettung von Wissen. Und deshalb „klein“, weil dies nur eine erste Sammlung zum Thema in dieser Form darstellen soll, welche im Laufe der Zeit – ebenfalls im Sinne der Enzyklopädisten und Ramsays – zu einer wahren Größe heranwachsen soll und kann.

Da der Republikanische Club – Neues Österreich – neben den unzähligen anderen zivilgesellschaftlichen Aktivitäten der letzten bald 25 Jahre – 1989, zum 200 jährigen Jubiläum der Französischen Revolution, auch ein Café namens Hebenstreit eröffnet hat, als einen ersten Schritt im öffentlichen Raum, um den Wiener Demokrat*innen des 18. Jahrhunderts zu gedenken, ist es naheliegend und gleichzeitig wünderschön, dass Die Kleine Enzyklopädie zu Franz Hebenstreit auf den Internet Seiten des Republikanischen Clubs ihren Platz gefunden hat und in einem „Work in Progress“ wachsen und sich füllen wird.

Da jede Arbeit nur durch die Hilfe, Inspiration und Zusammenarbeit zwischen Menschen zustande kommen kann, sei folgenden mein Dank ausgesprochen: Hubert Christian Ehalt, Ernst Wangermann, Sibylle Summer, Klaralinda Ma-Kircher, Kuno Knöbl, Andrea Maria Dusl, Siglinde Bolbecher, Konstantin Kaiser, Stephan Eibel Erzberg, Jan Tabor, Roman Horak, Isabelle Dupont, Hanns und Catherine Kunitzberger und Olivia Kaiser.

Vorallem hat die Unterstützung durch das Referat Wissenschafts- und Forschungsförderung der Kulturabteilung der MA7 die Realisierung der Kleinen Enzyklopädie erlaubt.

***

Begleiterscheinend

Einiges ist im Vorfeld und im Rahmen der Entstehungsgeschichte der „Kleinen Enzyklopädie zur Franz Hebenstreit“ geschehen:

  1. 2009 erschien „Die gedichtete Revolution des Franz Hebenstreit“ im Sammelband „Von der Kunst der Nestbeschmutzung“ zur Geschichte des Republikanischen Clubs.
  2. Im Sommer 2010 ist in der von Hubert Christian Ehalt herausgegebenen Enzyklopädie des Wiener Wissens. Porträts das Buch Ausgang: Franz Hebenstreit (1747-1795). Schattenrisse der Wiener Demokrat*innen 1794 erschienen. In diesem sind schon Teile der Kleinen Enzyklopädie publiziert worden.
  3. Am 28. Juli 2010 zog die Wiener Vorlesung für Franz Hebenstreit vor Gericht: „Kein Vortrag im klassischen Sinne, sondern vielmehr eine Art von Gerichtsverhandlung steht Besuchern der Wiener Vorlesungen im Festsaal des Wiener Rathauses kommenden Montag (28.6.) ab 19.00 Uhr bevor. Verhandelt wird in Form eines Geschworenengerichts die Causa „Franz Hebenstreit“, Ziel ist es, jenen im Jänner 1795 gehängten Schriftsteller, Offizier und Republikaner zu rehabilitieren. Passend zum Gerichtsverfahren nehmen an der Wiener Vorlesung zu Franz Hebenstreit auch die drei Berufsrichter Beate Matschnig, Norbert Gerstberger und Heinz Mayer teil. Die Anklage vertritt Werner Ogris, die Verteidigung der Leiter der „Wiener Vorlesungen“, Hubert Christian Ehalt. Weiters sind Ernst Wangermann, Arno Pilgram und Andrea Maria Dusl als Zeugen und Sachverständige geladen. Während der Beratungen lesen Alexander Emanuely und Ottwald John aus Schriften von Hebenstreit.“
  4. Die gesamte Veranstaltung wurde von geschuetz aufgezeichnet und ist auf ichmachpolitik.at zu sehen.
  5. Begleitend zur Wiener Vorlesung gab es ebenfalls eine Sonderbeilage in Der Presse.
  6. Konsequenz der Wiener Vorlesung: Franz Hebenstreit nach 215 Jahren freigesprochen und rehabilitiert

[1] Mary Darby Robinson. Ainsi va le Monde http://www.poemhunter.com/poem/ainsi-va-le-monde/ (6.Juni 2010)

[2] Der Dichter antwortet bei jedem Zusammenbruch der Beweise mit einer Salve Zukunft (eigene Üb.) aus René Char. Fureur et mystère. Paris, 1967. S.78

[3] Walter Grab. Österreichische Freiheitskämpfer im Zeitalter der französischen Revolution. In Walter Grab, Wolfgang Neugebauer. Österreichische Freiheits- und Widerstandskämpfer. Wien, 1994. S.39.

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