Republikanischer Club - neues Österreich

Donnerstag, 24. Februar 2011, 19 Uhr im RC:

FÜRSORGE, SELBSTSORGE UND DIE ZUMUTUNGEN DER ÖKONOMISCHEN SELBSTÄNDIGKEIT

Vortrag von Christel ECKART (Soziologin, Professorin für Frauenforschung, Arbeitsschwerpunkte: Arbeit und Beruf von Frauen, Zeitpolitik, Universität Kassel) mit anschließender Publikumsdiskussion.

Voraussetzung für politisches Handeln ist Empfindungsfähigkeit für die Anderen. Die Qualität von Beziehungen wird zunehmend der Sachlogik in der Lohnarbeit angepasst (Beispiel: „Beziehungsarbeit“). Doch nicht alles lässt sich in „Arbeit“ übersetzen. Um dem Charakter von emotionalen Beziehungen gerecht zu werden, bedarf es eines anderen Vokabulars. Die Bedeutung der Fürsorge, des Sorgens für die Lebensgestaltung, aber auch für die demokratische Aktivität von BürgerInnen wurde in der feministischen Theorie zu „Care“ entwickelt. D.h., den Blick auf die Wahrnehmung, Anerkennung von Verletzlichkeit, existenzieller Abhängigkeit und Bindungswünschen zu schärfen. Weiblicher Eigensinn contra die zunehmende Angleichung, Androgynisierung von Männern und Frauen? Christel Eckart setzt sich u.a. kritisch mit dem „Kult der Unabhängigkeit“, den Erwartungen permanenter Selbstvermarktung in individualistischen Gesellschaften auseinander. Die Kehrseite dieser Autonomie –  Angst vor dem Scheitern, dem Absturz, Scham vor der eigenen Unzulänglichkeit und – Isolierung: Die Unfähigkeit, Sensibilität für den/die Andere entfalten zu können, die Voraussetzung für soziales und politisches Handeln ist.

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